Wirtschaft

by union-web

Kanada gehört zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Gemessen am nominalen Bruttoinlandsprodukt lag es 2011 mit umgerechnet 1.736.869 Millionen US-Dollar auf dem 10. Platz, bei der Kaufkraftparität mit 1.396.131 Millionen internationalen Dollar auf Platz 14. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt das Land 2011 mit 50.436 US-Dollar auf Platz 9, sowie kaufkraftbereinigt mit 40.541 US-Dollar auf Platz 13. Im Human Development Index 2012 des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, der auch nicht-ökonomische Faktoren berücksichtigt, belegt Kanada den elften Platz. Das Land gilt zugleich als soziale Marktwirtschaft. Jede Provinz legt für ihr Gebiet einen Mindestlohn fest. 2011 lag er zwischen 9 (Yukon) und 11 Dollar (Nunavut), in Ontario lag er bei 10,25 Dollar.

Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Urproduktion, also des primären Wirtschaftssektors, was auf den Reichtum an natürlichen Ressourcen zurückzuführen ist. Die in der Provinz Ontario abgebauten Mengen an Nickel decken etwa 20 % des Weltbedarfs, Kanada besitzt mit rund 24 Milliarden Tonnen die größten Erdölreserven nach Saudi-Arabien, verfügt über zehn Prozent des weltweiten Waldbestands, dazu bedeutende Vorkommen von Schwefel, Asbest, Aluminium, Gold, Blei, Kohle, Kupfer, Eisenerz, Kaliumkarbonat, Tantal, Uran und Zink. Vor der Küste der Atlantischen Provinzen liegen umfangreiche Vorkommen an Erdgas, in Alberta die Athabasca-Ölsande. Wald und Wasserkraft bilden die Grundlage für die Zellstoff- und Papierindustrie.

Zahlreiche Stauseen liefern Strom und bilden damit das Rückgrat der Energieproduktion. Allein 360.000 GWh stammten aus Wasserkraft, womit Kanada knapp hinter China der zweitwichtigste Stromproduzent auf diesem Sektor ist.[82] In Kanada werden über elf Prozent des Weltstrombedarfs gedeckt, und es ist eines der wenigen Industrieländer, die Netto-Exporteure von Energie sind. Die Verbindung innerhalb Nordamerikas ist dabei inzwischen so eng, dass sich riesige, grenzüberschreitende Versorgungsverbünde entwickelt haben, wie die Western Interconnection, die bis nach Mexiko reicht. Weitere Energielieferanten sind Gas, Öl, Uran (18 produzierende Kernkraftwerke) und regenerative Energien. Kernkraftwerke lieferten im Jahr 2010 genau 85.219,889 von insgesamt 565.519,793 GWh Strom, also rund 15 % des Stroms. Der größte Windpark befindet sich in Alberta bei Pincher Creek.

Kanada ist aufgrund seiner hohen Überschüsse einer der größten Lieferanten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, doch ist das Produktspektrum in den Prärieprovinzen sehr eng; im Mittelpunkt steht dabei ganz überwiegend Weizen, bei dessen Produktion Kanada 2003 mit 50,168 Millionen Tonnen an achter Stelle nach Frankreich stand.[85] Hinzu kommt Viehwirtschaft, vor allem Rinderzucht, in den letzten Jahren auch wieder die kommerzielle Zucht von Bisons. An den Küsten wird Fischzucht betrieben, die jedoch mit dem Fang von Wildfischen in Konflikt steht. Dabei ist British Columbia der größte Exporteur von Lachs und Heilbutt.

Die Zentren der Industrie liegen im Süden der Provinzen Ontario und Québec, vor allem in den Großräumen von Toronto und Montréal. Dabei spielen die Automobil- und die Luftfahrtindustrie eine bedeutende Rolle, hinzu kommen Metallindustrie, Nahrungsmittelverarbeitung sowie Holz- und Papierindustrie. Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen die chemische und die elektrotechnische Industrie, vor allem aber der Hightech-Bereich. Dies hängt mit dem Niedergang der großen Automobilkonzerne in den USA zusammen, der vor allem die Zulieferer und Dépendancen im Ballungsraum Toronto trifft. Alle Industrien, die sich dem Sektor der Gas- und Ölförderung anlagern, ballen sich hingegen im Großraum Calgary, doch leidet diese prosperierende Industrie jüngst unter rapidem Preisverfall bei steigenden Explorationskosten. Dies hängt zum Teil mit geologisch bedingten Hemmnissen zusammen, mit dem inzwischen sehr hohen Lohnniveau und dem wachsenden Widerstand gegen die Zerstörungen der Umwelt.

Die Exporte betrugen 2007 36,7 % und die Importe 32,8 % des BIP. Bei weitem wichtigster Handelspartner waren dabei die USA mit 76,4 % der Exporte und 65,0 % der Importe. Kanada belegt nach der EU, den USA, Japan und der Volksrepublik China den fünften Platz in der Weltaußenhandelsstatistik. Der Außenhandel ist weitgehend frei, nur in wenigen Schlüsselbereichen sind ausländische Investitionen auf Minderheitsbeteiligungen beschränkt.

Mit Abstand am meisten Bedeutung besitzt der Dienstleistungssektor mit 66 % (2008) Anteil am Bruttoinlandsprodukt, gefolgt von der Industrie mit 32 % und der Landwirtschaft mit knapp 2 %. Sieben der zehn größten kanadischen Unternehmen – wenn man den Umsatz zugrunde legt – sind allein im Banken- und Versicherungsbereich tätig. War die Wirtschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch weitgehend auf den Export nach Europa orientiert, vor allem in das Britische Empire, so wurden die Handelsbarrieren zum Nachbarland USA nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend abgebaut. Ein erster wichtiger Schritt war das 1965 vereinbarte Canada-United States Automotive Agreement (auch Auto Pact genannt), das die Grenzen für die Automobilindustrie vollständig öffnete. Das Kanadisch-Amerikanische Freihandelsabkommen von 1988 schaffte die Zölle zwischen beiden Ländern ab und führte zu einem deutlichen Anstieg des Handelsvolumens und der US-Investitionen in Kanada. Mit dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen wurde diese Freihandelszone 1994 auf Mexiko ausgedehnt. Weitere Freihandelsabkommen bestehen unter anderem mit der EFTA. Kanada ist Mitglied zahlreicher wirtschaftspolitischer Organisationen, wie der Welthandelsorganisation, der OECD, des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der G8.

Als eine der größten Schwächen der kanadischen Wirtschaft hat die OECD die mangelnde Umsetzung von Erfindungen in verwertbare Patente eingeschätzt. Daher stieß die Regierung 2007 ein Programm namens Mobilizing Science and Technology to Canada’s Advantage an. Es soll die geringe Zahl der Patente erhöhen und zu mehr Investitionen im Forschungs- und Entwicklungsbereich anregen. Es soll zugleich die Zusammenarbeit von staatlichen Bildungseinrichtungen und industriellen Komplexen fördern. Zudem wurden Centres of Excellence in Commercialisation and Research eingerichtet sowie ein College and Community Innovation Program.

Die größte Arbeitnehmervertretung bildet der Canadian Labour Congress (CLC) oder französisch der Congrès du travail du Canada (CTC) mit seinen rund hundert Einzelgewerkschaften in 136 Distrikten, die nach eigenen Angaben drei Millionen Mitglieder haben.[91] Er ist 1956 aus dem Zusammenschluss von Trades and Labour Congress of Canada (TLC) und Canadian Congress of Labour (CCL) hervorgegangen. Während die TLC ähnlich wie in Europa nach Branchen organisiert war, war die CCL nach Orten organisiert und umfasste dort alle Gewerbe. Zudem hatte der TLC die Liberalen unterstützt, während bei der CCL Anhänger der sozialistischen Co-operative Commonwealth Federation vertreten waren. Zugleich integrierte sie die kommunistische Workers Unity League (WUL), als sie 1939 ein Bündnis gegen den Faschismus bildeten. Auch die in British Columbia ansässigen International Woodworkers of America galten als kommunistisch, wurden aber 1948 integriert. Wenig später wurden die Kommunisten ausgeschlossen. Die CLC spielte eine wichtige Rolle bei der 1962 erfolgten Gründung der New Democratic Party und bekämpfte gemeinsam mit ihr das Freihandelsabkommen mit den USA. Vorsitzender des CLC ist seit 1999 Kenneth V. Georgetti.

Die Weltwirtschaftskrise blieb nicht ohne Wirkungen auf die kanadische Wirtschaft. Betroffen waren zunächst die Finanzdienstleister, die sich in Toronto ballen, wo die Toronto Stock Exchange (TSX) die drittgrößte Börse Amerikas darstellt, aber auch die Immobilienindustrie, und mit der Insolvenz von Nortel im Januar 2009 auch die Ausrüster für Telekommunikationsunternehmen. Unter diesen Unternehmen ist BCE (Bell Canada Enterprises) das älteste und größte. Im 4. Quartal 2008 gingen die Exporte um 17,5 % zurück. Die Arbeitslosigkeit lag im August 2009 jeweils bei 8,7 % (September 2007 5,9 %), seither liegt sie zwischen 7,2 und 7,5 %.

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